Der Anfang hier war nicht einfach. Great Lakes ist schon bevor ich hier her gekommen bin komplett ausgeraubt worden. Der Wächter wurde betäubt, der Gärtner hat sich wohl unwissend vorher einen angesoffen und lag halb bewusstlos im Bett während die Diebe ungestört das komplette Büro leer räumen konnten. Alle Computer, alle Kameras, alles war weg. Und natürlich gab es keine Versicherung.
Ellen rief mich ein paar Tage bevor ich fuhr an und erzählte mir diese Geschichte. Ich wusste also das es hier gerade nicht ganz normal ablaufen wird und trotzdem bin ich- mit einem etwas mulmigen Gefühl im Magen- losgefahren. Ich dachte eigentlich das es wahrscheinlich nicht für das geplante halbe Jahr sein wird. Ellen meinte zwar sie will auf jeden Fall hier bleiben und Great Lakes weitermachen aber sie wusste damals nicht wirklich wie es weitergehen soll nach all dem. Die ersten 2 Monate hier hatte ich von einem Tag in den nächsten gearbeitet und gelebt. Ich wusste nicht genau was passieren wird. Ausserdem hatte ich mit Ellen einen ‘special deal’ ausgemacht das ich solange die Situation so ungewiss ist einen geringeren Lohn bekomme. Zwar kann man hier für 700€ ganz wunderbar leben, doch wahrlich sonst keine großen Sprünge machen. Ende Juli bis Anfang August war Ellen in Deutschland. Urlaub machen und Geld für neues Equipment wollte sie auftreiben. 3 Wochen später kam sie mit einem neuen Masterplan und etwas geliehenem Geld für neues Equipment wieder. Mittlerweile, nach ein paar weiteren Wochen, haben wir also wieder ein paar Rechner und auch eine Kamera.
Zu Beginn meines Aufenthalts hatten wir uns zwei Rechner geliehen auf denen wir zwei Dokumentarfilme geschnitten haben die bereits gedreht waren. Ich habe eine sehr schöne und interessante Doku über die Karamajong (Ein Tribe im Nordosten von Uganda) geschnitten- ‘THE FOGOTTEN CHILD’. Während Ellen in Deutschland war hatte ich dann mit den Jungs und Mädels hier einen kleinen ‘Fake Commercial’ für ein lokales Bier gedreht. Wir sind Tagelang duch Kampala gezogen um Locations zu suchen und dann zu drehen. Das hatte viel Spass gemacht und ich denke der Spot ist auch irgendwie sehr cool geworden. Nun habe ich letztens die Website für GREAT LAKES fertiggestellt und gerade einen 4min Social Spot gegen die Verwendung und den Gebrauch von Plastiktüten in Uganda gedreht (is noch in der Mache).
Ansonsten bin ich vor ca. einem Monat in ein riesiges komplett leeres Haus gezogen. Ein großes Wohnzimmer, 2 Zimmer im ersten Stock, Küche Bad und Klo. Nichts drin, ausser einer Duschwanne eine Küchenspüle ein paar Türen und ein gar wunderbar schwarz weiss karierter (der klassische Terminator) PVC Boden. Dazu hatte ich mir letztens ein paar Sachen (einen kleinen Tisch, eine kleine Bank, eine Matratze und einen Gaskocher…) besorgt. Nun ist es zusammen mit meinen Klamotten die auf einem Haufen liegen nicht mehr ganz so leer. Auch habe ich ein paar nette Menschen getroffen, mit denen ich so hin und wieder abends ein Bier trinken gehe. Heute Abend gehen wir, wie letzte Woche auch schon, ins SILK. Ein OKer Laden in der Industial Area. Edi hat wieder mal freien Eintritt für uns organisiert.
Die ersten Wochen und Monate wusste ich nie so recht wie lange das noch geht hier. Wie lange ich noch durchhalte und was ich denn überhaupt so mache. Hier, in Deutschland, oder sonstwo… Irgendwie war ich immer auf dem Sprung zurück oder sonstwohin. Heute, ein bisschen über 3 Monate nach meiner Ankunft hier, weiss ich zumindest das ich mein Haus hier noch für die nächsten 2 Monate gemietet habe. Die Miete ist bezahlt bis 15.Dezember und Jobmäßig ist mittlerweile auch wieder einiges zu tun. Allerhöchstwahrscheinlichst werde ich also wie geplant am 23.Dezember zurückfliegen und auf jeden Fall erst mal Weihnachten und Silvester mit meiner Familie verbringen. Was dann ist weiss der liebe Gott. Oder auch nicht…
Bis dahin werde ich noch versuchen Uganda zu geniessen. Es ist nicht alles so schlecht hier und ich denke ich werde jetzt schon ein paar Dinge vermissen wenn ich zurück in Deutschland bin. Gerade sitze ich in kurzer Hose und T-Shirt an meinem kleinen Tisch, auf meiner kleinen Bank, lausche den Vögeln und den fussballspielenden Kindern.